Augustdorf, 23. Januar 2016
Die aus Augustdorf stammende Familie wanderte 2002 nach Kanada aus und siedelte sich in der Region Manitoba an. Hier leben bereits viele russische und deutsche Einwanderer. In der Nähe von Steinbach beginnt für die Familie ein neuer Lebensabschnitt.
Doch ein tragischer Unfall veränderte alles.
Vor genau 6 Jahren, am 23. Januar 2010, kam es auf der Highway 52 zu einem Frontalzusammenstoß. In einem der Fahrzeuge befanden sich David und Elisabeth Dik. Beide überlebten diesen Aufprall nicht.
17 Jahre war das Ehepaar verheiratet. David war 38, seine Frau Elisabeth 35 Jahre alt. 11 Kinder bleiben ohne ihre Eltern zurück.
Jakob Dik und seine Frau Lina haben bereits 4 Kinder. Trotzdem entschlossen sie sich alle 11 Waisenkinder zu adoptieren. Die Winnipeg Free Press besuchte die Familie für ein Interview. Jakob sprach deutsch, sein Sohn David übersetzte seine Antworten.
Die Polizei klopfte an seine Tür und sagte, sie würden gerne mit ihm allein sprechen. Dabei erfuhr Jakob von dem tödlichen Unglück. Er wollte es nicht wahrhaben, sagte sein Englisch sei nicht so gut und hoffte dabei, dass er die Beamten nicht richtig verstanden hat. Er spürte eine große Verantwortung für die Kinder und betete um eine richtige Entscheidung zu Gott.
Nach dem Unglück bekam Jakob Dik viele Anrufe aus ganz Kanada. Unbekannte Menschen boten ihm eine Adoption einzelner Kinder an. Woher die Menschen seine Nummer hatten, kann er sich nicht erklären. Jakob brachte es nicht übers Herz die Waisenkinder zu trennen und adoptierte alle 11 Kinder selbst.
Jakob erinnert sich an einen besonderen Anruf. Der Mann ließ wissen, dass er wohlhabend sei. Er habe ein großes Haus, ein Boot, eine große Bibliothek, und er könne es sich leisten, die Kinder privat zu unterrichten. „Hat er eine Bibel?“ fragte Jakob. „Nein“, sagte der unbekannte Anrufer. Jakob erschien es seltsam: Eine große Bibliothek ohne eine Bibel? Er hätte es doch schon gerne, wenn die Kinder mit der Bibel groß würden.
Als Jakob den Waisenkindern die tragische Nachricht überbrachte, wollte er keine Hysterie auslösen, doch seine Tränen konnte er nicht zurückhalten. Die Kinder weinten, konnten aber dem, was sie gehört hatten, nicht richtig folgen. Noch nie hatte Jakob erlebt, dass die Kinder so verloren waren. „ Sie irrten umher wie Schafe ohne Hirten“ sagte er. Jakob nahm die Jungs nach Hause, sein Bruder die Mädchen. Im Wohnzimmer und Flur schliefen die Kinder auf Matratzen.
Die ersten Monate waren hart. Nachts weinten die Kinder im Bett. In der Schule fehlte die Konzentration. Ständig fragten sie nach ihren Eltern. Jakob versuchte es ihnen mit der Bibel zu erklären. „ Wir sind Menschen, und einem jedem Mensch ist es gesetzt zu sterben“.
Ihre Situation berührte die Herzen vieler Menschen. Viele spendeten. „ Ich würde gerne allen Danke sagen“ berichtet Jakob. Das ist auch einer seiner Gründe, warum er zu diesem Interview einwilligte.
Um die Familie nicht zu spalten, wurden alte Familienfotos von der Wand entfernt. Neue Fotos der erweiterten Familie schmücken nun die Wand. Alle sollen wie eine Familie zusammenhalten. Den Kindern sagten sie, sie können sie Onkel und Tante oder Papa und Mama nennen, das sei ihre eigene Entscheidung. Zuerst waren es die Jüngsten die sie mit Mama und Papa ansprachen. Nun tun es auch die Großen. Für Jakob und Lina war es bewegend, dass die Kinder sie akzeptierten.